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Otitis 21. August 2017

Ohren auf: Wie eine Ohrenentzündung beim Hund entsteht

So helfen Sie Hundebesitzern, mögliche Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und die Erkrankung besser zu verstehen.

Hund
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Inhaltsverzeichnis

Eine Entzündung im Ohr ist nicht nur unangenehm und schmerzhaft. Sie ist meist auch sehr langwierig und hat die Tendenz wiederzukehren, solange die Grunderkrankung nicht behoben wird.

Was ist eine Ohrenentzündung?

Es gibt verschiedene Formen der Ohrenentzündung. Beim Hund ist meist eine Entzündung des äußeren Gehörganges gemeint. Der Tierarzt spricht dann von einer sogenannten Otitis externa. Oft ist zusätzlich auch die Ohrmuschel betroffen.

Das Ohr besteht aus dem äußeren Ohr (Ohrmuschel und äußerer Gehörgang), dem Mittelohr (mit den Gehörknöchelchen) und dem Innenohr (enthält das eigentliche Hörorgan und das Gleichgewichtsorgan). Der äußere Gehörgang wird von dem schlauchförmigen, je nach Hunderasse unterschiedlich weiten und langen Gehörkanal gebildet und reicht bis zum Trommelfell. Der Gehörkanal ist beim Hund deutlich länger als beim Menschen und verläuft L-förmig. Die genaue Kenntnis der Anatomie des Hundeohres ist für die Untersuchung und Behandlung sehr wichtig.

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Bei einer Otitis externa ist die gesamte Haut des äußeren Gehörganges entzündet und reagiert auf den ständigen Reiz zunächst mit einer vermehrten Produktion von Ohrenschmalz. Hierdurch können sich Bakterien und Pilze, von denen sich manche auch im gesunden Ohr befinden, stark vermehren und die Entzündung weiter aufrechterhalten.

Dies stört den Selbstreinigungsmechanismus, durch den das Ohrenschmalz normalerweise nach außen transportiert wird. Erfolgt keine frühzeitige Behandlung der Otitis externa, verschlimmert sich das Entzündungsgeschehen und das Ohr kann dauerhaft geschädigt werden.


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Wodurch entsteht eine Otitis externa?

Die Ursachen für eine Entzündung des äußeren Gehörganges sind vielfältig, weshalb von einer „Multifaktorenkrankheit“ gesprochen wird. Man unterscheidet dabei vier verschiedene Auslöser:

Zu den primären Ursachen zählen allergische Erkrankungen, Parasiten (Ohrmilben), Fremdkörper (Grannen, Sand), hormonelle Störungen, Autoimmunerkrankungen und Tumore. Diese können direkt im gesunden Ohr eine Entzündung hervorrufen.

Sekundäre Ursachen sind Infektionen durch Bakterien und/oder Hefepilze. Sie bewirken nur in einem bereits geschädigten Ohr oder in Kombination mit anderen Auslösern eine Otitis externa.

Prädisponierende (= für die Krankheit vorbelastende) Faktoren erhöhen das Risiko für eine Otitis, führen aber nur zusammen mit anderen Ursachen zu einer Erkrankung. Beispiele sind ein ungünstiger Aufbau des Ohres (sehr enger Gehörgang, übermäßiges Haarwachstum), vermehrte Feuchtigkeit (bei Hängeohren oder bei Hunden, die viel schwimmen oder viele Ohrenschmalzdrüsen besitzen) und auch übertriebene oder falsche Ohrpflege.

Perpetuierende (= die Krankheit aufrecht erhaltende) Faktoren sind Veränderungen, die als Folge von langwierigen oder immer wiederkehrenden Ohrenentzündungen entstehen und die das Ausheilen der Otitis erschweren oder verhindern. Hierzu zählen eine entzündliche Verengung des Hörkanals, verknöcherte Gehörgänge, veränderte Trommelfelle, eine Mittelohrentzündung sowie vergrößerte Ohrenschmalzdrüsen.

Wie erkenne ich eine Ohrenentzündung?

Zu Beginn der Entzündung ist das äußere Ohr meist gerötet, manchmal auch geschwollen, und juckt. Im weiteren Verlauf schütteln die Hunde den Kopf, kratzen sich an den Ohren, lassen eines oder beide Ohren hängen und halten den Kopf schief. Oft fällt auch ein unangenehmer Geruch auf. Je nach Ursache sind trockene oder schmierige, schwarz-braune oder gelbliche Beläge erkennbar. Nicht immer sind beide Ohren erkrankt. Aber auch wenn nur eine Seite entzündet ist, sollten immer beide Ohren untersucht werden.

Genießt der Hund das Kraulen der Ohren mehr als sonst, kann das ebenfalls ein Zeichen für eine beginnende Entzündung sein. In schweren Fällen wird eine Berührung der Ohren dann oft sehr schmerzhaft – manche Hunde werden kopfscheu und lassen sich gar nicht mehr am Kopf anfassen.

Bei Hunden mit Hänge- oder Schlappohren sind die beschriebenen Veränderungen schwerer zu entdecken. Die Ohren sollten deshalb regelmäßig vom Besitzer oder beim Tierarzt kontrolliert werden.

Gibt es Hunderassen, die besonders häufig betroffen sind?

Zu den Rassen, die besonders oft eine Otitis externa entwickeln, gehören: Basset, Cavalier King Charles Spaniel, Cocker Spaniel, Französische Bulldogge, Labrador Retriever, Mops, Pudel, Shar Pei, Schäferhund, Shi Tzu und West Highland White Terrier.

Als Ursachen werden zuchtbedingte Veränderungen am Ohr sowie bestimmte Rasseveranlagungen diskutiert (= prädisponierende Faktoren): enge Gehörgänge, viele Haare im Gehörgang, vermehrte Ohrenschmalzdrüsen, Schlappohren sowie eine allgemeine Neigung zu Allergien. Auch die Vorliebe zum Schwimmen sowie die Nutzung als Arbeits- oder Jagdhund (Fremdkörper!) können Ohrenentzündungen fördern.

Kann eine Ohrenentzündung auch allergisch bedingt sein?

Ja, allergische Hauterkrankungen (z. B. Atopie, Futtermittelunverträglichkeiten, Kontaktallergie) sind die häufigsten primären Ursachen einer Otitis externa.

Typisches Symptom bei einem allergischen Auslöser ist die Rötung der Ohrmuschel und des äußeren Gehörganges. Manchmal ist die Otitis sogar der einzige klinische Hinweis auf eine Allergie.

Entscheidend ist, dass die zugrunde liegende Allergie erkannt und therapiert wird. Andernfalls kann es zu einer chronischen Otitis kommen, die wiederum eine Infektion mit Bakterien und Hefepilzen begünstigt. Der Tierarzt kann z. B. durch einen Hauttest oder eine Ausschlussdiät potenzielle Allergieauslöser identifizieren und eine gezielte Therapie einleiten. Begleitend ist zu Beginn einer Allergietherapie meist zusätzlich eine lokale Behandlung der Ohren nötig.

Ohrenentzündung bei Katzen

Auch Katzen können eine Otitis externa bekommen. Die Symptome sind ähnlich wie beim Hund – Ursachen und Behandlungsansätze sind jedoch unterschiedlich. Besonders häufig werden Ohrenentzündungen bei Katzen durch Ohrmilben sowie Infektionen mit Bakterien und/oder Hefepilzen ausgelöst. Diese entstehen meist, wie auch beim Hund, sekundär zu der entsprechenden Grunderkrankung. Typische Anzeichen bei der Katze sind juckreizbedingte Kratzspuren an Ohren und Kopf.

Praxistipp: Ein kostenfreier Ratgeber aus der Reihe "10 Fragen/Antworten" von Der Praktische Tierarzt informiert Tierhalter über Ohrenentzündungen beim Hund. Leicht verständlich und fachlich auf dem neuesten Stand werden die zehn wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet. Die handliche Broschüre können Sie hier bestellen, um Sie im Wartezimmer auszulegen oder an Patientenbesitzer zu verteilen.

Über die Autorin

Als Fachjournalistin recherchiert und schreibt Simone Bellair über aktuelle Themen rund um die Tiermedizin. Die promovierte Tierärztin betreut außerdem die Fachbeiträge in unserer Zeitschrift Der Praktische Tierarzt.

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