zum Hauptinhalt
Kleintierernährung 12. Oktober 2017

Von individuellen Vorlieben und Verträglichkeiten

Wieviel Abwechslung muss auf den Speiseplan von Hund und Katze? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Kleintierernährung.

Inhaltsverzeichnis

Jeden Tag das gleiche Futter? Das ist doch langweilig. Mit solchen Behauptungen in Sachen Tierernährung haben Tierärzte und TFAs häufig zu tun. Wir erklären, warum diese Sorge der Tierbesitzer unbegründet ist und dass häufige Futterwechsel den Magen-Darm-Trakt durcheinanderbringen können.

Wie schädlich ist Zucker im Futter?

Bei der Herstellung von Feuchtnahrung wird Zucker teilweise als technologischer Hilfsstoff eingesetzt, da er der Farbe und dem Aroma zuträglich ist. Dafür sind allerdings nur verschwindend kleine Mengen von unter einem Prozent im Produkt nötig. Diese haben keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit- zum Beispiel von Gebiss oder Bauchspeicheldrüse. Besitzer müssen also nicht befürchten, dass Diabetes durch Zucker in der Tiernahrung ausgelöst wird.

Katzen können übrigens im Gegensatz zu Hunden Süße überhaupt nicht schmecken. Den Stubentigern fehlen die entsprechenden Geschmacksrezeptoren – mit zuckrigen Speisen können sie also nicht zum Fressen verführt werden.

Anzeige

Lösen Konservierungsstoffe Allergien aus?

Bei Konservierungsmitteln handelt es sich um technologische Zusatzstoffe. Sie werden vor allem halbfeuchten Futtermitteln zugegeben, um das Wachstum von Mikroorganismen wie Schimmelpilzen und Hefen zu mindern. Feuchtnahrung schützt ein etwas anderer Herstellungsprozess bereits vor dem Verderb.


Top Job:


Die chemischen Moleküle der Konservierungsmittel sind in der Regel sehr klein und einfach aufgebaut, weshalb das Abwehrsystem der Tiere sie nur äußerst selten als fremd erkennt und allergisch reagiert. Um für das Immunsystem „interessant“ zu werden, müssten sie sich erst mit größeren Molekülen verbinden. Zudem werden Konservierungsstoffe schon vor der Zulassung sehr streng auf ein mögliches Allergiepotenzial geprüft.

Macht Trockenfutter Katzen krank?

Nein. Es ist nicht das Trockenfutter, das zum Beispiel Harnsteine oder Nierenerkrankungen begünstigt, sondern eine zu geringe Wasseraufnahme. Wenn eine Katze sehr wenig trinkt, sich kaum bewegt und selten Urin absetzt, kann dies negative Konsequenzen haben. Als Erbe ihrer Wüstenbewohnenden wilden Vorfahren können Katzen ihren Harn stark konzentrieren und sind unter Umständen „trinkfaul“. Deshalb sollte immer darauf geachtet werden, dass stets ausreichend frisches Wasser zur Verfügung steht und die Katzen in Bewegung bleiben. Mäklige Trinker können eventuell durch Trinkbrunnen oder mehrere Wassernäpfe aus verschiedenen Materialien (zum Beispiel Keramik und Metall) zu einer höheren Wasseraufnahme animiert werden.

Trockenfutter kann auch eingeweicht angeboten werden. Um die Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen, kann die Umstellung auf Feuchtnahrung sinnvoll sein, da sie zu etwa 80 Prozent aus Wasser besteht - Trockennahrung nur zu etwa 10 Prozent.

Wie bekömmlich ist eine Mischung aus Feucht-und Trockenfutter?

Bei der Fütterung von Alleinfuttermitteln ist garantiert, dass sowohl der Energie- als auch der Nährstoffbedarf der Vierbeiner gedeckt ist. Es muss nur die richtige Futtermenge nach Gewicht, Alter und Aktivität des Tieres zugeteilt werden. Obwohl Feuchtnahrung in der Regel anders zusammengesetzt ist als Trockennahrung (mehr Protein und Fett, weniger Kohlenhydrate), gibt es keine großen Unterschiede in ihrer Verdaulichkeit: Sie sollte bei mindestens 80, besser 90 Prozent liegen.

Aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen, beide Futterarten zu kombinieren. Schlechten Fressern schmeckt eine Mischung oft einfach besser. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Energiezufuhr den Energiebedarf der Tiere nicht übersteigt, sonst nehmen sie an Gewicht zu. Feuchtnahrung enthält weniger Kalorien pro 100 Gramm als Trockennahrung, da der Wassergehalt höher ist. Ebenso sollte auf individuelle Vorlieben und Verträglichkeiten eingegangen werden. Wenn der Kot sehr weich ist, die Tiere unter Blähungen leiden oder Durchfall zeigen, vertragen sie unter Umständen die Geliermittel oder bindegewebigen Eiweißquellen nicht, die in Feuchtnahrung häufig enthalten sind.

Wieviel Abwechslung brauchen Hund und Katze bei der Ernährung?

Viele Besitzer sorgen sich, dass sich ihre Vierbeiner langweilen, wenn sie ihnen stets das gleiche Futter vorsetzen. Diese Sorge ist allerdings unbegründet. In freier Wildbahn ist das Nahrungsangebot für die dort lebenden Fleischfresser auch nicht immer abwechslungsreich. Sie fressen im Wesentlichen Beutetiere, Hunde auch pflanzliches Material, denn ihre Verdauung ist anpassungsfähiger.

Häufige Futterwechsel können den Magen-Darm-Trakt durcheinanderbringen, da er sich an neue Inhaltsstoffe und veränderte Nährstoffgehalte gewöhnen muss. Zudem kann eine neue Nahrung bei Tieren mit einer Vorliebe für Neues zu einer erhöhten Futteraufnahme führen und Übergewicht begünstigen.

Eine Besonderheit bei Katzen ist, dass in den ersten Lebensmonaten eine Nahrungsprägung stattfindet. Sie bevorzugen demnach das Futter, welches sie als Welpen kennengelernt haben und sind beim Fressen richtige Gewohnheitstiere. In dieser Prägungsphase ist es sinnvoll, unterschiedliches Futter (Feucht- oder Trockennahrung, Selbstgekochtes) anzubieten, damit im späteren Katzenleben die Umstellung auf ein Diätfutter keine Probleme bereitet, falls sie nötig werden sollte. Dennoch: So lange der Vierbeiner gesund ist und ein altersgerechtes Futter gewählt wurde, braucht es keinen Wechsel.

Über die Autorin

Als Tierärztin horcht Lisa-Marie Petersen gern am Ort des Geschehens nach: Was beschäftigt die Tiermedizin derzeit? Interessante Themen verarbeitet die Fachjournalistin dann in redaktionellen Beiträgen für Print- und Onlinemedien.

Praxistipp: Ein kostenfreier Ratgeber aus der Reihe "10 Fragen/Antworten" von Der Praktische Tierarzt informiert Tierhalter über Ernährungsmythen bei Hund und Katze. Leicht verständlich und fachlich auf dem neuesten Stand werden die zehn wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet. Die handliche Broschüre können Sie hier bestellen, um Sie im Wartezimmer auszulegen oder an Patientenbesitzer zu verteilen.

Für Sie ebenfalls interessant: Schluss mit den Ernährungsmythen

Passend zu diesem Artikel